Breastfeeding

Neue Tools der WHO sollen Gesundheitspersonal in der Europäischen Region bei der Förderung des Stillens unterstützen

Anlässlich der diesjährigen Weltstillwoche präsentiert die WHO drei neue Tools, die es dem Gesundheitspersonal leichter machen sollen, das Stillen zu unterstützen und als regelmäßige und weit verbreitete Praxis zu fördern. Die Publikationen sind besonders für die Europäische Region von Nutzen, da sie von allen Regionen der WHO die niedrigsten Raten für ausschließliches Stillen aufweist.

Stillen ist die gesündeste Art, ein Kind zu ernähren. Die WHO empfiehlt, Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich zu stillen und das Stillen auch mit der Einführung von Beikost bis zu zwei Jahre oder länger fortzusetzen. Stillen sorgt nicht nur für optimale Bedingungen für Wachstum und Entwicklung, sondern senkt auch das Risiko von Kindern, im weiteren Lebensverlauf nichtübertragbare Krankheiten zu entwickeln.

Eine Herausforderung für die Europäische Region

Dem Gesundheitspersonal kommt eine wichtige Rolle zu, wenn es um den Schutz, die Unterstützung und die Förderung des Stillens weltweit geht. Insbesondere für die Europäische Region ist dies jedoch eine wichtige Herausforderung.

„In den meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Region entsprechen die Stillpraktiken nicht den Empfehlungen der WHO. Säuglinge, die nie oder nur unregelmäßig gestillt werden, haben ein höheres Risiko für Adipositas, die wiederum einen gravierenden Risikofaktor für die Entwicklung nichtübertragbarer Krankheiten im späteren Verlauf des Lebens darstellt“, erklärt Dr. João Breda, Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, der auch die Initiative der WHO zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter (COSI) leitete.

„Um diesen Trend umzukehren, muss das Bewusstsein von Gesundheitsfachkräften für diese Problematik weiter geschärft werden, damit sie das Stillen als moderne Praxis fördern, die individuellen Familien wie auch Gesundheitssystemen im Allgemeinen gleichermaßen zugutekommt.“

Das Stillen erleichtern und zugänglich machen

Das erste Tool aus dem neuen Publikationspaket der WHO stellt jene Kinder in den Mittelpunkt, für die der Zugang zu Muttermilch buchstäblich überlebenswichtig ist. Der Leitfaden „Protecting, promoting and supporting breastfeeding: the baby-friendly hospital initiative for small, sick and preterm newborns“ [Schutz, Förderung und Unterstützung des Stillens: Die Initiative Babyfreundliches Krankenhaus für sehr kleine oder kranke Neugeborene und Frühgeborene] zielt auf die Einrichtung eines Versorgungssystems ab, bei der die Fütterung mit Muttermilch von sehr kleinen oder kranken Neugeborenen und Frühgeborenen, insbesondere jenen, die anfangs nicht an der Brust gestillt werden können, im Vordergrund steht.

Alle Neugeborenen in stationärer Behandlung, mit Ausnahme von solchen mit seltenen Stoffwechselerkrankungen, profitieren davon, gestillt bzw. mit Muttermilch gefüttert zu werden. Für viele ist es eine Frage des Überlebens. In der Vergangenheit haben Neugeborenen-Stationen dem erfolgreichen Stillen oft entgegengestanden, doch durch ein förderliches Umfeld kann der Zugang zu Muttermilch und ausschließlichem Stillen verbessert werden.

Der Leitfaden befasst sich auch mit der Anwendung der Grundsätze der WHO-Initiative Babyfreundliches Krankenhaus (BFHI) bei sehr kleinen und kranken Neugeborenen sowie Frühgeborenen und ihren Müttern und beschreibt die Umsetzung der von der WHO empfohlenen Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen für die Versorgung dieser Neugeborenen. Gleichzeitig enthält er im Bedarfsfall zusätzliche klinische Leitlinien.

Das zweite nun online verfügbare Tool der WHO ist das „Competency verification toolkit: Ensuring competency of direct care providers to implement the Baby-Friendly Hospital Initiative“ [Toolkit für die Verifizierung von Kompetenzen: Gewährleistung der Kompetenz direkter Gesundheitsdienstleister zur Umsetzung der Initiative Babyfreundliches Krankenhaus]. Dieses soll den Ländern, Gesundheitsversorgungssystemen und individuellen Einrichtungen dabei helfen, die Kompetenz ihrer Mitarbeiter zur Förderung des Stillens und zur Bereitstellung hochwertiger Beratung für Schwangere und Mütter zu bewerten. Das Tool enthält Leistungsindikatoren, anhand derer die Identifizierung richtiger und falscher Antworten bzw. Verhaltensweisen des auf Entbindungsstationen tätigen Personals und die Bereitstellung angemessener Ressourcen für die Aus- und Weiterbildung ermöglicht werden.

Das dritte Tool in dem anlässlich der Weltstillwoche veröffentlichten Paket ist der „BFHI training course for maternity staff“ [Weiterbildungskurs im Rahmen der Initiative Babyfreundliches Krankenhaus (BFHI) für auf Entbindungsstationen tätiges Personal], ein aktualisierter, umfassender Weiterbildungskurs in Einklang mit der BFHI. Er bietet allen mit der Versorgung von Müttern und Säuglingen betrauten Gesundheitsfachkräften Gelegenheit, Fähigkeiten und Wissen zum Stillen aufzubauen. Das Tool baut auf den überarbeiteten Zehn Schritten zum erfolgreichen Stillen (2018) auf und kann auch zur Erstausbildung von Gesundheitspersonal genutzt werden.

Die neuen Tools der WHO können dazu beitragen, Gesundheitssysteme zu schaffen, die das Stillen in der Europäischen Region und darüber hinaus zu einer einfachen und leicht zugänglichen Option für Mütter und ihre Säuglinge machen. Durch ihre Teilnahme an den von der WHO unterstützten Initiativen können Gesundheitsfachkräfte Bedingungen schaffen und Angebote bereitstellen, die dazu beitragen können, das Verhalten gegenüber Schwangeren zu verbessern, Mütter in die Entscheidungsfindung während Schwangerschaft und Entbindung einzubeziehen und die Gesundheit von Kindern mit Blick auf eine glänzendere Zukunft zu verbessern.

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