WHO Report on Violence

Bericht der WHO über Gewalt und Verletzungen enthüllt traurige Statistik über vermeidbare Todesfälle

Aus einem neuen Bericht der WHO geht hervor, dass Gewalt und Verletzungen in allen Ländern der Europäischen Region der WHO unabhängig von ihrem ökonomischen Status zu den führenden Todesursachen gehören. In der Zeit, die die Lektüre dieser Nachricht dauert, sterben zwei Menschen in der Europäischen Region einen gewaltsamen oder verletzungsbedingten Tod.

Diese Todesfälle ereignen sich auf Straßen, zuhause, in Schulen und an Orten, an denen wir arbeiten oder spielen, und zwar sowohl in Isolation als auch im Beisein der Familie. Die ernüchternde Realität über Gewalt und Verletzungen in der Europäischen Region sieht so aus, dass jährlich knapp 500 000 Menschen aufgrund von Ursachen wie Stürzen, Straßenverkehrsunfällen, Ertrinken, Verbrennungen, Vergiftungen, zwischenmenschlicher Gewalt und Suizid sterben.

Doch die Todesfälle sind nur die Spitze des Eisbergs. Hinter dieser traurigen Statistik verbirgt sich eine noch viel größere Zahl nicht tödlicher Verletzungen unterschiedlicher Schwere, die eine enorme Belastung für Gesundheitswesen und Krankenhäuser darstellen.

Bei der Veröffentlichung des Berichts mit dem Titel „Gewalt und Verletzungen in der Europäischen Region: Häufigkeit, Prävention und Handlungsprioritäten“ erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa: „Jeden Tag wird 1350 Mal ein Elternteil, ein Kind, ein Verwandter oder eine Freundin aus dem Leben gerissen. Die Angehörigen trauern und fragen zurecht: Warum? Wie konnte das geschehen? Wir verwenden verschiedene Begriffe, um solche Ereignisse einzuordnen: Unfall, Verbrechen, Katastrophe, Tragödie. Doch ein Wort, das dabei nicht oft genug fällt, ist ,vermeidbar‘. Längerfristig angelegte Forschungsarbeiten und Erfahrungen aus aller Welt haben deutlich belegt, dass Gewalt und Verletzungen gewissen Risiko- und Schutzfaktoren unterliegen, was sie vorhersehbar und vermeidbar macht.“

So verringert der Vollzug von Gesetzen die Zahl der Verletzungen im Straßenverkehr; die Begrenzung des Zugangs zu tödlichen Mitteln verhindert Suizide; die Beschränkung des Zugangs zu Gewässern rettet Kleinkinder vor dem Ertrinken; Maßnahmen zur Unterstützung und Aufklärung von Eltern und Betreuern verhindern Gewalt gegen Kinder; und die Verbesserung von Kraft und Gleichgewichtssinn bei älteren Menschen verhindert sturzbedingte Verletzungen. Weitere Informationen zu diesen Beispielen und mehr finden sich in dem fachlichen Leitfaden der WHO.

In diesem Bericht wird auf jene Gruppen aufmerksam gemacht, die am meisten von Gewalt und Verletzungen betroffen sind. Die Zahlen sind erschreckend: Die Hälfte aller Todesfälle bei jungen Menschen in der Altersgruppe von 15 bis 29 Jahren, ein Drittel der Todesfälle unter Kindern von 5 bis 14 Jahren und ein Viertel der Todesfälle unter Erwachsenen in der Altersgruppe von 30 bis 49 Jahren sind durch Gewalt und Verletzungen bedingt. Insgesamt entfallen 42% der gewalt- und verletzungsbedingten Todesfälle auf die Altersgruppe unter 50 Jahren.

Dies rechtfertigt die explizite Aufnahme von Gewalt- und Verletzungsprävention in die Ziele für nachhaltige Entwicklung. Um der künftigen Generationen willen kann die Ausweitung von evidenzbasierten und datengesteuerten Interventionen nicht länger hinausgeschoben werden.

Ungleich verteilte Fortschritte in den Ländern

Doch trotz des derzeitigen Ausmaßes von durch Gewalt und Unfälle verursachten Todesfällen und Verletzungen sind durchaus Fortschritte zu verzeichnen. So sank zwischen 2000 und 2016 die verletzungsbedingte Gesamtmortalität in der Europäischen Region um 30%, während sie in den meisten anderen Regionen der WHO erheblich stieg. Allerdings waren die Fortschritte zwischen den Ländern sehr ungleich verteilt: so lag die verletzungsbedingte Gesamtmortalität zwischen einer Abnahme um 65% und eine Zunahme um 6%.

„Ich gratuliere den Mitgliedstaaten zu der Einführung und Umsetzung von Konzepten und Maßnahmen zur Reduzierung von Gewalt und Verletzungen“, erklärte Dr. Kluge. „In der Europäischen Region, wo die Ungleichheit in Bezug auf verletzungsbedingte Todesfälle bei einem Faktor von bis zu 5 liegt, bietet dies eine Chance zu mehr Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den Ländern zum Praxis- und Erfahrungsaustausch“, fügte er hinzu.

„Die WHO steht bereit, unsere ressortübergreifende Unterstützung für die Mitgliedstaaten bei der Prävention und Bekämpfung von Gewalt und Verletzungen auszuweiten“, sagte Dr. Nino Berdzuli, Direktorin der Abteilung Gesundheitsprogramme der Länder. „Unser Katalog an fachlichen und normativen Leitlinien ist vielfältig und umfassend und wird bei vollständiger Umsetzung Menschenleben retten und Verletzungen verhindern.“

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