Schooling in the Time of COVID-19

Schulbetrieb zu Zeiten von COVID-19: Eröffnungsansprache auf der hochrangigen Tagung über die Offenhaltung von Schulen und den Schutz aller Kinder angesichts rasch steigender COVID-19-Fallzahlen

Eröffnungsansprache von Dr. Hans Henri P. Kluge, Regionaldirektor der WHO/Europa, auf der zweite hochrangige Tagung, gemeinsam organisiert vom WHO-Regionalbüro für Europa und dem italienischen Gesundheitsministerium

Sehr geehrter Herr Minister Speranza,

liebe Malika, Frida, Emilia [Jugendberater des fachlichen Beirats],

sehr geehrte Mitgliedstaaten und Partner, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen,

seit unserem letzten Zusammentreffen im August hat sich Vieles verändert. Im neuen Schuljahr konnten die Kinder nach umfassenden Ausgangssperren in der Frühphase dieser Krise in die wiedereröffneten Schulen zurückkehren, was ein mutiger und sehr positiver Erfolg war. Darüber hinaus wurde unser Verständnis des Virus komplexer und wir begannen, uns auf einen absehbar komplizierten Herbst und Winter vorzubereiten.

Gegenwärtig ist Europa erneut das Epizentrum der Pandemie. Doch während wir mit einem raschen Anstieg der Fallzahlen kämpfen, können wir nun mit Sicherheit sagen, dass die Schließung von Schulen nur als letztes Mittel zur Anwendung kommen sollte.

Schulschließungen und dadurch bedingte Interventionen wie Fernunterricht können sich negativ auf die langfristigen Bildungserfolge von Kindern auswirken. Kinder mit Behinderungen werden durch Schulschließungen und für ihre Bedürfnisse unangemessene Methoden für den Fernunterricht weiter benachteiligt. Wir schulden es der nächsten Generation, insbesondere jenen aus anfälligen Umfeldern, dass wir alles in unserer Macht stehende tun, um Anfälligkeiten zu verringern und den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten.

Es zeichnet sich zunehmend ab, dass die gezielte Bekämpfung der Übertragung des Virus in unseren Gemeinschaften auch der Gefahr einer Übertragung in den Schulen entgegenwirken kann. Sofern die richtigen Maßnahmen konsequent ergriffen und umgesetzt werden, stellen Schulen kein größeres Infektionsrisiko für Kinder und Lehrer sowie andere Mitarbeiter dar als jeder andere öffentliche Ort.

Der fachliche Beirat hat uns einige wichtige Empfehlungen gegeben, die wir auch in Zukunft weiterhin für unsere Überzeugungsarbeit und unsere Gegenmaßnahmen nutzen werden.

  1. Auch wenn Kinder nicht die primären Treiber dieser Pandemie sind, laufen sie dennoch Gefahr, letztendlich zu ihren größten Opfern zu zählen. Denn auch wenn sie weitgehend von den direkten gesundheitlichen Auswirkungen von COVID-19 verschont bleiben, haben die zur Eindämmung der Pandemie ergriffenen Maßnahmen tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern.
  2. Effektive Grundsatzüberlegungen für das kommende Schuljahr müssen darauf abzielen, Kindern und Jugendlichen den Präsenzunterricht in der Schule zu ermöglichen. Ziel dieser Tagung ist es, sich auf Maßnahmen zu verständigen, wie dies auf sichere Weise gewährleistet werden kann, ohne unseren Kindern zusätzlich zu schaden.
  3. Ansätze zum Schutz der öffentlichen Gesundheit müssen ein Gleichgewicht zwischen allen Auswirkungen der ergriffenen Maßnahmen gewährleisten. Wir müssen unsere Maßnahmen sorgfältig kontrollieren und prüfen und entsprechend anpassen, sobald neue Erkenntnisse zur Verfügung stehen, damit wir nicht mehr Schaden anrichten als Vorteile zu bringen.

Bei all diesen Anstrengungen wird es besonders wichtig sein, Kinder in besonders anfälligen Situationen in den Mittelpunkt zu rücken. Sie sind auch weiterhin unverhältnismäßig stark von der Pandemie und den dadurch bedingten Schulschließungen betroffen. Ich hoffe, dass wir unsere Anstrengungen darauf konzentrieren werden, die Auswirkungen auf ihre langfristige Gesundheit zu minimieren und solide, nachhaltige Strategien zu entwickeln, die zum Abbau der digitalen Kluft und zur Bekämpfung anderer besonderer Herausforderungen, denen sie beim Lernen begegnen, beitragen.

Dieses Forum ist für die Europäische Region der WHO von großer Bedeutung, während wir uns weiter darum bemühen, diese Krise durchzustehen. Mein besonderer Dank gilt Herrn Minister Speranza dafür, dass er bei dieser Initiative die Federführung übernommen hat, sowie den Mitgliedern des fachlichen Beirats dafür, dass sie die Evidenzgrundlage für dieses wichtige Thema geliefert haben. Besonders bedanken möchte ich mich auch bei unseren Jugendberatern für ihren entscheidenden Beitrag und ihr Engagement für einen sicheren Schulbetrieb für Kinder in der gesamten Region.

Wir haben jetzt die Chance, eine Koalition unter unseren Mitgliedstaaten aufzubauen, um zukünftige Maßnahmen besser abzustimmen und entsprechend zu gestalten und gemeinsam voranzuschreiten, um die für alle – insbesondere für Kinder und junge Menschen – bestmöglichen Maßnahmen umzusetzen. Wir dürfen die nächste Generation nicht im Stich lassen.

Vielen Dank.

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