Alcohol use

Neues Faktenblatt des WHO-Regionalbüros für Europa: Es besteht Handlungsbedarf für die Politik zur Verringerung der durch Alkoholkonsum bedingten Krebserkrankungen

Das neue Faktenblatt des WHO-Regionalbüros für Europa mit dem Titel „Alkoholkonsum und Krebserkrankungen in der Europäischen Region der WHO: Ein Aufruf zu besserer Prävention“ hebt die Kausalzusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und einer Reihe von Krebsformen hervor, darunter einige der häufigsten Formen wie Brustkrebs bei Frauen und Darmkrebs. Darüber hinaus verdeutlicht es, dass durch Alkoholkonsum bedingte Krebsformen und die damit verbundene Zahl der Todesfälle durch die Umsetzung kostenwirksamer Handlungskonzepte wie etwa die Anhebung von Steuern auf alkoholische Getränke und die Beschränkung der Vermarktung und Verfügbarkeit von Alkohol verringert werden können.

Das Bewusstsein der Öffentlichkeit dafür, dass selbst geringe Mengen an Alkohol Krebs verursachen können, muss geschärft werden.

Alkoholkonsum verursacht einige Arten von Krebs und wird mit Dutzenden anderer nichtübertragbarer Krankheiten in Verbindung gebracht. Weltweit sind jedes Jahr nahezu 3 Mio. Todesfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen; in der Europäischen Region ist Alkohol für 2545 Todesfälle pro Tag verantwortlich. Allein im Jahr 2018 wurden in der Europäischen Region rund 180 000 Krebsfälle und 92 000 Todesfälle infolge einer Krebserkrankung durch Alkoholkonsum verursacht.

„Dies ist nicht nur eine weitere Schauergeschichte zum Thema Krebs, die die Menschen ignorieren können. Uns liegen eindeutige Belege dafür vor, dass Alkoholkonsum selbst in geringen Mengen Krebs verursachen kann. Alle Arten von alkoholischen Getränken können mit Krebs in Verbindung gebracht werden. Die wichtigste krebserzeugende Verbindung ist dabei das Ethanol.

„Die Öffentlichkeit muss davon erfahren. So waren etwa 2018 in der Europäischen Region der WHO rund 45 500 Fälle von Brustkrebs bei Frauen, in der Folge 12 100 Todesfälle sowie rund 59 200 Fälle von Darmkrebs bei Männern und Frauen und in der Folge 28 200 Todesfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen“, erklärt Dr. Nino Berdzuli, Leiter der Abteilung Gesundheitsprogramme der Länder beim WHO-Regionalbüro für Europa.

Kein unbedenklicher Konsum

Das vom Europäischen Büro der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten ausgearbeitete neue Faktenblatt hebt die Kausalzusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und Krebserkrankungen in der Mundhöhle, dem Rachenraum, der Speiseröhre, der Leber, dem Kehlkopf, dem Darm und der weiblichen Brust hervor. Alkoholbedingte Krebserkrankungen des Kehlkopfes und des Rachenraums führen verhältnismäßig häufiger zum Tod als andere durch Alkoholkonsum verursachte Krebsformen.

Es gibt im Hinblick auf Krebs keinen unbedenklichen Alkoholkonsum, ungeachtet der Art des Getränks, der Qualität oder des Preises. Nahezu 11% aller 2018 kausal mit Alkoholkonsum verbundenen Krebsfälle in der Europäischen Region waren auf den Konsum von nicht mehr als einer großen Flasche Bier (500 ml), 2 Gläsern Wein (200 ml) oder 60 ml Spirituosen pro Tag zurückzuführen. Mit der verzehrten Alkoholmenge steigt die Zahl der mit Alkohol verbundenen Gesundheitsgefahren dramatisch.

Rauchen in Verbindung mit Alkoholkonsum erhöht das Krebsrisiko zusätzlich

Dem Faktenblatt zufolge verzeichnen Menschen, die sowohl Alkohol als Tabak konsumieren, im Vergleich zu Menschen, die entweder nur Alkohol oder Tabak konsumieren, ein dreißigmal höheres Risiko einer Krebserkrankung in der Mundhöhle, dem Rachenraum, dem Kehlkopf und der Speiseröhre.

Dr. Carina Ferreira-Borges, Leiterin des Programms für Alkohol und illegale Drogen im Büro für nichtübertragbare Krankheiten, erklärt: „Es ist äußerst wichtig, dass die Länder der Europäischen Region der WHO Maßnahmen ergreifen, um das Bewusstsein der Verbraucher zu schärfen und zur Verringerung des Alkoholkonsums beizutragen. Auf Alkoholkonsum zurückzuführende Krebserkrankungen und Todesfälle können durch Handlungskonzepte verhindert werden, die es bereits gibt und deren Wirksamkeit bekannt ist, die jedoch in vielen Mitgliedstaaten noch immer nicht weit genug verbreitet sind. Hierzu zählen etwa die aussichtsreichsten Optionen („best buys“) der WHO, durch die die Bezahlbarkeit sowie die Vermarktung und Verfügbarkeit von Alkohol eingeschränkt wird. Wir wissen, was funktioniert; wir müssen es nur mehr anwenden.“

Bekämpfung alkoholbedingter Schäden anhand kostenwirksamer Maßnahmen

Die Senkung der Krankheitslast aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten durch die Verringerung der mit Alkoholkonsum verbundenen Risiken ist eine der im Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 aufgeführten zentralen Prioritäten. Niemand soll aufgrund einer Krebserkrankung infolge von Alkoholkonsum zurückgelassen werden.

Die aussichtsreichsten Optionen der WHO sind kostenwirksame und leicht umsetzbare Grundsatzoptionen, die zur Reduzierung der durch Alkoholkonsum bedingten nichtübertragbaren Krankheiten (wie etwa Krebs) beitragen können. Die drei grundlegenden Maßnahmen sind Folgende:

  • die Erhöhung der Verbrauchssteuern auf alkoholische Getränke;
  • die Einführung und Durchsetzung von Verboten oder umfassenden Beschränkungen der Exposition gegenüber Alkoholwerbung (in verschiedensten Medienformaten);
  • die Umsetzung von Beschränkungen hinsichtlich der physischen Verfügbarkeit von Alkohol im Einzelhandel (über eingeschränkte Verkaufszeiten).

Mit diesem neuen Faktenblatt, das mit Unterstützung der Regierungen Deutschlands und der Russischen Föderation ausgearbeitet wurde, macht die WHO deutlich, dass die Reduzierung des Alkoholkonsums gesundheitspolitisch dringend geboten ist. Die Belege für den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebserkrankungen sowie krebsbedingten Todesfällen muss in öffentlichen Diskussionen in allen Teilen der Europäischen Region dringend hervorgehoben werden.

Es sind eine Reihe verknüpfter Maßnahmen erforderlich, darunter etwa:

  • die Verbreitung der klaren Botschaft, dass es keinen unbedenklichen Alkoholkonsum gibt;
  • ein abgestimmtes Vorgehen auf nationaler und internationaler Ebene;
  • ein höheres Maß an politischem Willen;
  • die wirksame Koordination ressortübergreifender Maßnahmen und Sicherheit gegen die Einflussnahme bestimmter Interessengruppen, die wirksamen Maßnahmen zur Steuerung des Alkoholkonsums entgegenstehen;
  • die angemessene und breite Einbindung von nichtstaatlichen Organisationen, Berufsverbänden und Organisationen der Zivilgesellschaft mit Ausrichtung auf öffentlicher Gesundheit.

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