Dr Ilona Beglaryan

Aus Sicht einer Kardiologin: Warum das Herz so wichtig ist

„Junge Menschen glauben, Herzerkrankungen betreffen nur die Älteren, aber das stimmt nicht, und ich möchte wirklich, dass sich in der Ukraine etwas an dieser Wahrnehmung ändert“, erklärt Dr. Ilona Beglaryan, eine Kardiologin aus Kiew.

„Wir können unser Herz nicht sehen, und deshalb wird es von vielen Menschen vernachlässigt. naturgemäß schenken wir den sichtbaren Teilen unseres Körpers, etwa unserer Haut, mehr Aufmerksamkeit – und vergessen dabei oft, dass unsere inneren Organe ebenso viel Fürsorge brauchen“, fügt sie hinzu.

„Viele Patienten reden sich und ihren Angehörigen ein, dass sie keine Behandlung benötigen, was dann die Früherkennung und Behandlung durch Kardiologen noch schwieriger macht.“

Wenn Ilona von ihren Erfahrungen mit der Behandlung von Herzpatienten in der Ukraine berichtet, hebt sie die Bedeutung der ärztlichen Weiterbildung und die Notwendigkeit besserer Investitionen in die nächste Generation von Kardiologen hervor.

Nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die führende Todesursache weltweit. In der Ukraine breiten sich ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Tabak- und Alkoholkonsum zunehmend in der jüngeren Bevölkerung aus, und nichtübertragbare Krankheiten sind für 91% aller Todesfälle verantwortlich.

Zu den wichtigen Aufgaben von Kardiologen gehören Früherkennung, rechtzeitige Diagnose und wirksame Behandlung von Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten, die allesamt das Leben von Patienten um Jahrzehnte verlängern können. Investitionen in ihre Ausbildung sind daher von elementarer Bedeutung.

Ärztliche Weiterbildung

Seit Abschluss ihres Studiums an der Staatlichen Medizinischen Universität N. I. Pirogov in Vinnytsya findet Ilona es schwierig, sich fachlich auf dem Laufenden zu halten.

„In der Medizin ändern sich die Dinge laufend, und die Technologien entwickeln sich ständig weiter. Bücher und Artikel, die zu meinen Studienzeiten wichtig waren, sind heute veraltet“, erzählt sie.

„Auch wenn ich praktische Erfahrungen und die Interaktion mit den Patienten extrem wichtig finde, so ist es doch ebenso wichtig für mich und für andere Leistungsanbieter im Gesundheitswesen, Zeit zu finden, um mit den Fortschritten in der Medizin Schritt zu halten. Ich möchte den Patienten keine veralteten Therapien anbieten, die sie möglicherweise noch mehr von einer Behandlung abhalten würden.“

In Kardiologie und Kardiologen investieren

Ilona spricht von der Notwendigkeit besserer Investitionen in die Kardiologie, insbesondere wenn wir die über die Jahre erzielten gesundheitlichen Zugewinne sichern wollen.

„Ich habe wohl noch relativ viel Glück, weil ich wegen meiner Sprachkenntnisse auf viele Informationsquellen zugreifen kann, während viele meiner Kollegen weiter schwer um ein solches Wissen kämpfen müssen“, erklärt Ilona. „Eine Möglichkeit, das zu verbessern, wäre es, im Studium mehr Gelegenheiten zum Erlernen von Fremdsprachen zu schaffen.“

Ferner müssten auch mehr Mittel für die kardiologischen Zentren bereitgestellt werden, vor allem in Kleinstädten und in ländlichen Gebieten:

„Heute stehen in der Ukraine manche Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten nur in den Großstädten zur Verfügung, was den Menschen in entlegenen Gebieten den Zugang zu einer rechtzeitigen Behandlung erschwert. Daran muss sich etwas ändern.“

Herzgesundheit während der Pandemie

Es liegt auf der Hand, dass die Pandemie schwerwiegende Auswirkungen auf Behandlung und Diagnose von Herzerkrankungen gehabt hat, sagt Ilona.

„Während der Lockdowns und der strengen Beschränkungen blieben die Patienten lieber einfach zu Hause, selbst wenn sie eigentlich gute Gründe gehabt hätten, zum Arzt zu gehen. Leider hat dies in manchen Fällen dazu geführt, dass sich ihr Zustand verschlechterte und ihre Behandlung verkomplizierte.“

Ilona erzählt auch von Fällen, in denen Menschen sich weigerten, ins Krankenhaus zu gehen, weil sie Angst vor einer COVID-19-Infektion hatten.

„Deshalb mussten wir beim Umgang mit Herzproblemen manchmal sehr schwierige Entscheidungen treffen, bei denen wir uns an die vorgeschriebenen Vorsichtsmaßnahmen halten und den Wünschen der Patienten entsprechen mussten“, erklärt sie.

Mit der Ausrufung von 2021 zum Internationalen Jahr der Gesundheits- und Pflegefachkräfte wurde der unermüdliche Einsatz dieser Berufsgruppen im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie gewürdigt. Dieser Artikel wurde vom WHO-Länderbüro in der Ukraine mit finanzieller Unterstützung durch die Europäische Union verfasst und ist Teil einer Serie über ukrainische Gesundheitsfachkräfte.

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